Man
schätzt, daß es etwa 30.000 Sex-worker in Pattaya gibt, Frauen, Männer,
Ladyboys und alles dazwischen. Die meisten sind Thais, aber es gibt
auch eine erstaunliche Anzahl Russinnen und Ukrainerinnen, jedenfalls
werden sie in den einschlägigen Etablissements so angepriesen. Die Polizei macht öfter mal Razzien, denn Prostitution ist verboten. Dan werden vorzugsweise die ausländischen verhaftet. Nach Zahlung einer Strafe in Höhe von 50 $ werden sie dann wieder freigelassen mit der Ermahnung, in Zukunft so etwas nicht mehr zu tun.
Bericht in der Bangkok Post https://www.bangkokpost.com/news/special-reports/1325911/sex-work-lures-african-women-to-pattaya
Die thailändischen Frauen sagen selbst, daß sie eigentlich nicht in Konkurrenz stehen zu den Frauenaus Afrika oder der Ukraine. Jede Gruppe hätte ihre bevorzugte Klientel, und da sich die Thais schonrein körperlich stark abheben, sie sind schmal und zierlich, gäbe es da fast keine Probleme.
Prostitution ist nicht mit den den Ausländern nach
Thailand gekommen, diese Fehlinformation sollte
mittlerweile widerlegt sein, sie hat nur einen
enormen Aufschwung genommen mit den GI´s, die während des Vietnamkriegs
zu RR ( Rest and Recreation) nach U-Tapao eingeflogen wurden. Der
während des Vietnamkriegs genutzte Militärflugplatz diente den Amerikanern als Basis und ist nur wenige
Kilometer von Pattaya entfernt, und so bevölkerten mehr und mehr
amerikanische Soldaten die Bars und Badehäuser. Wo eine Nachfrage ist,
entwickelt sich ein Markt, und ein Markt zieht aus wieder neue
Kundschaft an.
Mit den Billigflügen
nach Thailand um 1970 kamen dann auch sehr viele Touristen aus
Westeuropa, aus dieser Zeit stammt der überlieferte Spruch (du
Neckelmann, du bumsen?"
Ein Badehaus, auch Türkisch-Bad genannt, war
eine äußerst beliebte Institution. Der ( männliche ) Besucher
betrat das Haus und fand sich in einem großen abgedunkelten Raum wieder. Abgetrennt
durch eine Glasscheibe saßen die Masseusen wie Hühner auf der Stange zur
Begutachtung.

Bei
einem Bier wurde dann gefachsimpelt, welche denn nun am besten
massieren täte, die wurde dann herausgerufen, bewaffnete sich mit
Handtüchern und geleitete den Gast in ein Badezimmer. Sie ließ heißes
Wasser ein ( eine Seltenheit in einem Thai-Haushalt damals), assistierte beim
Entkleiden und seifte den Gast dann in der Wanne ordentlich ein.
Anschließend wurde er trocken gerubbelt und durchgeknetet. Sofern der Gast
Extrawünsche hatte, wurde diese gegen einen Aufpreis bereitwilligst
erfüllt.

In
den Bars ging es recht gesittet zu, die Damen waren vollständig
bekleidet und nicht nur mit knappen Bikinis wie heute. Das Werbeplakat
der Mosquito Bar ist in sofern irreführend, als daß die Damen zu der
Zeit niemals oben ohne getanzt haben. Die Herren der Band spielten, das
ist korrekt, im Anzug.
So
gingen die Jahre ins Land, der Vietnamkrieg ging zu Ende, es kamen
immer mehr Touristen und das Geschäft mit dem Sex boomte. Aus den
Bretterbuden wurden massive Häuser:
Üblicherweise gab es einen Empfangsraum, wo die damen saßen und wo auch Getränke serviert wurden. Der Freier nahm dann die Dame seiner Wahl entweder mit ins Hotel oder vergnügte sich mit ihr in einem der Zimmer des Hauses.
Ganz, ganz
früher sah es etwa so aus:
Bordellstrasse
im alten Siam, vor etwa 150 Jahren. Vor jeder Tür hängt eine rote
Lampe, damit der Besucher weiß, woran er ist. Noch um 1972 gab es
ähnliches auf dem Lande, da waren tagsüber Nähstuben in Betrieb, abends
wurden die Maschinen reingeholt und rote Laternen aufgehängt.
Zur Geschichte der Prostitution:
König
Chulalongkorn, der große Reformer des alten Siam, hatte 1874 ( die USA
auch erst 1865) dekretiert, daß die Sklaverei abzuschaffen sei.
Durchgesetzt hat sich das Sklavenverbot erst 1905, als das
mittelalterliche System der Fronarbeit durch die direkte Besteuerung der
ehemaligen Sklavenherren und die Bezahlung der ehemaligen Leibeigenen
erfolgte. Durch Beendigung des Sklavenhandels festigte sich das
Selbstbewusstsein der Bevölkerung und das Vertrauen zum König. Aber
viele Frauen verblieben in sklavenähnlichen Verhältnissen und mußten in
Bordellen den Männern der Oberschicht zu Diensten sein.
Und wahr ist ebenso,
daß Südostasien schon immer Männer aus fernen Ländern anzog, die
exotische Weiblichkeit schätzten und sich dort auch entsprechend – und
vollkommen ungehindert – bedienen konnten.
Ein heute noch bekanntes Etablissement um 1900 hieß zum Beispiel
Splendid Bar & Restaurant.
Um 1900 führte die Bar der 1874 in Czernowitz in der Bukowina
geborene Abraham Ausländer, der aus Schanghai nach Bangkok gekommen
war. Abraham Ausländers offiziell zur Bedienung angestellte Frauen
zogen
jedenfalls schon zu König Chulalonkorns Zeiten die Kundschaft an. Auch
einheimische Prinzen schlugen sich hier Nächte um die Ohren und vergaßen
hinterher gelegentlich, den Geldboten zu schicken, wenn die Rechnung
etwas höher als geplant ausfiel. ( Geschichte der Prostitution in
Thailand,
Pakinee )
Und wie sieht es heute aus? Ganz typisch ist folgende Geschichte: eine
junge Frau aus dem Nordosten, einer landwirtschaftlich geprägten
Gegend, verheiratet sich voller Liebe mit einem Thai, bekommt ein Kind,
der Mann haut ab und sie steht alleine da. Gute Freundinnen erzählen
von den tollen Verdienstmöglichkeiten in Bangkok oder Pattaya, sie fährt
hin, nur um zu erkennen, daß es zwei Möglichkeiten gibt: für ganz wenig
Geld 12 Stunden in einem billigen Restaurant schuften - oder sich zu
prostituieren und viel Geld zu verdienen. Als sitzengelassene Ehefrau
ist der Weg dann nicht allzuweit, zumal die Freundinnen mit ihrem Geld,
Schmuck und tollen Kleidern protzen. Und da ist ja sogar die Hoffnung
auf einen reichen Farang (Ausländer), der einen heiratet. Die Chancen,
einen Thai-Mann zu heiraten sind für sie jetzt praktisch auf Null,
Bar-Girls werden nur von Ausländern geheiratet.
So fängt es dann an, das Leben als Prostituierte. Noch ist sie jung und
attraktiv, verdient viel Geld und kann ihre Eltern unterstützen, die auf
das Kind aufpassen. Der Rest geht dahin für Kleider, Schmuck und
sonstwas. Wenn sie klug ist, kauft sie daheim ein Grundstück als
Altersvorsorge.
So gehen die Jahre dahin, das HIV-Risiko ist extrem hoch, und der
Verdienst wird langsam geringer, bis sie eines Tages sehen muß, daß
jüngere Mädchen das Geschäft übernehmen.
Erstrebenswert ist daher, möglichst noch am Anfang der Karriere einen
netten Ausländer zu finden, der sie heiratet. Damit sind die Probleme
natürlich noch nicht aus der Welt, denn eine Urlausbsliebschaft ist
etwas anderes als eine Ehe in einem fremden Land. Aber das ist Stoff
für einen anderen Blog.
Das Tamar-Center, das ich besucht habe, bietet den Frauen Hilfe beim Ausstieg aus der Prostiution an. Es gibt Kurse als Bäckerin oder Friseuse, Berufe, mit denen sich ein zwar schmales aber ausreichendes Einkommen erzielen läßt. Sofern die Frauen jung sind, verdienen sie zwar viel Geld, geben es aber meist ganz schnell wieder aus. Zielgruppe von Tamar sind daher die etwas älteren Prostituierten, die absehen können, daß sie irgendwann gegenüber der Konkurrenz nicht mehr mithalten können und in die unteren Preisgruppen abrutschen.
Hier die Webseite von Tamar
http://www.tamarcenter.org/de/home
Im Gegensatz zu der A21 Walk for Freedom Aktion (mein voriger Blog) weiß man bei Tamar genau, was de mit dem Geld machen und sieht die Ergebnisse. Der Kuchen in der Bakery ist übrigens sehr lecker, ich mache da immer eine Kaffeepause, wenn ich wieder in Pattaya bin.